Die Frage nach der neuen Rolle des Architekten kann
an dieser Stelle aufgegriffen werden. Wenn man erwägt, die
definierenden Parameter im Laufe des Entwurfs zu erweitern, können
Erkenntnisse, die sich während des Entwurfsprozesses ergeben
haben, einfließen. Der Architekt verbindet im Entwurf Kunst
und Wissenschaft und versucht, Ergebnisse aus diesen Gebieten zu
formalisieren und in den computergestützten Entwurf einfließen
zu lassen. Er definiert sozusagen den Schnittraum zwischen den pragmatischen
Bedürfnissen, die durch den Bauprozess gegeben sind und den
weitläufigen Beziehungen, die er abstrakt aus dem Kontext (Umwelt)
konstruiert. Hierhin wird der individuelle Einfluss des Architekten
verschoben, er ist nicht länger Künstler, der Formen erfindet,
sondern Denker, der Einflüsse definiert und übersetzt:
Er konstruiert nicht länger Tragwerke aus Stahl, Holz oder
Beton, sondern aus dem geistigen Potenzial seiner Zeit.
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Von
diesem Hintergrund ausgehend arbeiten wir an der Weiterentwicklung
der Konzeption des computerunterstützten Entwerfens und suchen
nach parallelen Entwicklungen in anderen Bereichen. Ein Beispiel,
das in der Abbildung oben angedeutet ist, wäre die Einflussmöglichkeiten
der Neuen Musik auf den architektonischen Entwurf zu beleuchten,
in der Hoffnung einer gegenseitigen Befruchtung. Moderne Komponisten
setzen bereits seit langem neue Medientechnologien für die
Komposition ein. Als exemplarisches Beispiel für eine Verbindung
von Musik, Architektur und moderner Naturwissenschaft ist Iannis
Xenakis zu nennen, dem dies auf visionäre Weise in seinen Entwürfen
und Kompositionen gelang. Der Entwurfsgenerator verfolgt ähnliche
Prinzipien wie die musikalischen Kompositionsprogramme von Xenakis,
die ebenfalls auf statistischen Wahrscheinlichkeitsfeldern beruhen.
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